Ein Tag im Büro...
Heute will ich einmal über einen normalen Tag in einem Chinesischen Büro berichten. Es gibt da so einiges, was im Gegensatz in der Schweiz anders ist und anders läuft. Angefangen mit dem Ankommen am Morgen, mit dem sich begrüssen. Dann geht es weiter mit banalen Dingen wie Toilettenbesuch, und dann die Mittagspause, was auch immer interessante Geschichten hervorbringt. Dann am Nachmittag während der Müdigkeitsphase und schliesslich wenn es darum geht, wieder aufzubrechen und nach Hause zu gehen.
Ich werde das ganze chronologisch angehen und früh am morgen beginnen.
Bei unserer Firma ist es normal, dass wir per Shuttlebus zur Arbeit gebracht werden. Da die Firma sehr gross ist, und über drei Produktionsstandorte in der Stadt verfügt, können die Büros nicht mit Bus oder U-Bahn erreicht werden. Ein paar wenige nehmen die Autos, jedoch ist das auch für einige zu weit, da vor allem das westliche Werk ziemlich ausserhalb der Stadt liegt. Somit fahren ca. täglich 130 Busse die fleissigen Bienen zur Arbeit. So zwischen 08.00h und 08.30h ist dann Ankunft. Da wir in unserer Firma über eine sehr gute Kantine verfügen, wird sich natürlich zuerst verpflegt. Das ist schon einmal der erste interessante Punkt. Offizieller Arbeitsbeginn ist 08.30h, jedoch wenn die Leute ca. 08.15h ankommen, wird meistens zuerst in die Kantine gestürmt um zu frühstücken. Dann wird meistens die Ausrede benutzt, der Bus war zu spät, wenn die Leute dann zu spät am Arbeitsplatz auftauchen. Man kann natürlich auch selber etwas zu essen kaufen, damit man direkt zum Schreibtisch gehen kann, jedoch, na ja....
Einmal am Schreibtisch angekommen, geht es in der Regel nicht schnell vorwärts. Es ist nicht so, dass in 5 Minuten der PC hochgefahren ist die Leute beginnen zu arbeiten. Nein, zuerst geht man zusammen auf die Toilette (gilt für die Damen) und dann muss auch immer zuallererst der Tee vorbereitet werden. Dieses Ritual des Tee vorbereiten und Wasser kochen ist wichtig und dementsprechend ausgeprägt vorzunehmen. Ebenfalls muss das Vortagsgeschirr gespült werden, da dies nicht am Vortag gemacht wird. Dann werden noch die Früchte präpariert und gewaschen und schön aufbereitet. So nach ca. 20 Minuten im Durchschnitt hat dann auch der oder die Letzte zu arbeiten begonnen.
In einem Chinesischen Büro geht es ziemlich gesittet zu und her, laute Gespräche und Telefonate sind nicht oft zu vernehmen. Die meisten Chinesen können sich wirklich sehr ruhig ausdrücken, auch wenn das Thema mal nicht so angenehm ist. Das ist im Gegenteil zu uns Schweizern sehr förderlich für das Arbeitsklima. Was dagegen immer zu vernehmen ist, ist das Rascheln diverser Tüten und anderen Verpackungen, einfach alles was Essbares beinhalten kann. Das gibt es in der Schweiz auch, ich weiss, jedoch ist es in China schon aussergewöhnlich, dass gewisse Leute immer und konstant etwas am Futtern sind. Natürlich sind das immer die ziemlich zierlichen Chinesischen Damen, die am meisten Essen zu sich nehmen. Das ist wirklich faszinierend. Und fast immer konstant kocht irgendwo ein Wasserkocher, der meistens am Boden rumsteht. Somit ist immer Vorsicht angebracht, wenn man herumläuft, das man sich nicht die Füsse stösst und dann mit kochendem Wasser überschüttet wird. Ebenfalls spannend finde ich auch, welche Teeapparaturen sich auf den Schreibtischen befindet. Da gibt es riesige Behälter und in denen brutzelt irgendeine Flüssigkeit vor sich hin, irgendwelche grosse Blumen oder andere fleischfressende Pflanzen. Auf jeden Fall bin ich überzeugt, dass es ein gesundes und bekömmliches Getränk ist.
Ein anderes Thema ist auch, wie die Sitzungszimmer, Kopier- und Druckerräume behandelt werden. Und wie sie nach der Benutzung verlassen werden. Wenn sich zum Beispiel im Kopierer kein Papier befindet oder es gibt einen Papierstau, dann wird kurz gemurmelt, die Schulter gezuckt und dann wird davongelaufen. Es könnte sich ja um etwas handeln, was man korrigieren könnte. Auch wenn Papier aufgefüllt wird, liegen nachher Fetzen von Papier überall herum, jedoch aufräumen, Fehlanzeige. Auch der Schredder wird gefüttert, bis er voll ist, und dann wird er als kaputt bezeichnet, da er ja kein Papier mehr aufnehmen kann. Tja, dann wird meistens gewartet bis irgendwer irgendwann etwas unternimmt. Dasselbe gilt auch für die Sitzungszimmer, welche meistens in meinem unaufgeräumten Zustand verlassen werden. Auch wenn zum Beispiel der Beamer oder der Fernseher nicht funktioniert, oder ein Kabel hat keinen Anschluss, dann wird das meistens nicht der IT gemeldet. Dann wird lange darüber geredet, und probiert und am Schluss wird einfach das Sitzungszimmer gewechselt, haha einfach.
Dann kommt die glorreiche Mittagszeit und die Arbeitenden stürmen zuhauf in die Kantine, welche nicht gerade klein ist in unserer Firma. Es passen da mehrere Tausend Personen rein, und vor allem jetzt im Sommer ist der Geruchspegel entsprechend interessant, gemischt von Personen und dem Essen. Ebenfalls gleicht der Geräuschpegel eher einem Rockkonzert, denn einem ruhigen Mittagsmahl. Jedoch muss ich sagen, dass Essen ist wirklich sehr günstig und auch gut. Und man hat auch die Qual der Wahl von einigen kulinarischen Leckerbissen, wie auch einer Abteilung mit westlicher Küche. Wenn man sein Essen gefasst hat, kommt die nächste Herausforderung, wo haben sich die Kollegen niedergelassen? Dann rennt man meistens mit dem Tablet voller Essen in der Kantine umher und versucht die Kollegen zu finden. Das kann zuweilen auch zum Uebungsabbruch führen und man setzt sich dann einfach auf den nächsten leeren Stuhl. Über die Essgewohnheiten der meisten Chinesen will ich mich hier nicht weiter auslassen, nur so viel, diese sind höchst interessant anzusehen. Vor allem das Thema 'mit vollem Mund spricht man nicht', jedoch lassen wir das. Wenn man fertigt ist, wird aufgesprungen un der Stuhl wird dann nicht an den Tisch geschoben, was zuweilen zu einem Slalomlauf zwischen den Stühlen führt.
Wenn man dann zum Arbeitsplatz zurück schlendert sieht man verschiedentlich Personen mit dem Kopf auf der Tischplatte die komatös schlafen. Mich verwundert immer wieder, wie die meisten Chinesen überall und sofort einschlafen können. Jedoch sieht das dann immer wirklich lustig aus, wie vereinzelt die Leute auf den Tischen rumhängen, wie tote Fliegen. Offiziell ist es verboten, das den Leuten allerdings abzugewöhnen scheint für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Zwischen 17.00h und 17.15h kommt dann Bewegung in den Betrieb und dann wird zusammengepackt. Die Massenflucht beginnt und man begibt sich Richtung Shuttlebus der die Leute dann zu den diversen Haltestellen bringt. Es ist manchmal wirklich imposant anzusehen, wie sich diese grosse Masse über den Platz bewegt, und zu den ca. 100 wartenden Bussen schlendert. Um 17.20h pünktlich setzen sich die Busse in Bewegung, wer zu spät kommt, hat Pech gehabt und muss sich mit einem Taxi begnügen, das bestimmt nicht den offiziellen Tarif abrechnet.
Soweit so gut genug geschafft für heute... Bleibt gesund,
Euer China-Experte
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