...durchgeschüttelt...
Heute will ein bisschen über unsere Busse erzählen, die uns tagtäglich zur Arbeit fahren und auch wieder zurück zu unseren Liebsten. Ich muss sagen, am Anfang war ich jeweils froh, wenn ich im Büro beziehungsweise wieder zu Hause angekommen war, und zwar heil. Die Fahrt war zuweilen anstrengend, amüsant, spannend, interessant oder einfach nur gefährlich. Zum Beispiel wenn es minus 25 Grad hat, Schnee und Eis und der Fahrer immer noch wie im Sommer um die Kurven quietscht. Jedoch mittlerweile habe ich mich gut daran gewöhnt, und die Fahrt kann als erholsam empfunden werden. Am morgen lese ich jeweils in meinem Buch und am Abend schlafe ich ziemlich die ganze Fahrt über, so dass ich zu Hause ausgeruht bin.
Ich bin auch eine ganze Weile mit dem eigenen Auto gefahren, als unsere Kleine noch nicht in den Kindergarten ging und zu Hause alles auf den Kopf stellte. Nun da meine liebe Gemahlin das Auto besser brauchen kann als ich, besteige ich jeden Morgen und Abend den Bus, und ich muss sagen, es gefällt mir ziemlich gut. Ebenfalls der morgendliche und abendliche 15-minütige Fussmarsch tut mir ziemlich gut, da man ja sonst im Büro mehrheitlich rumsitzt und sich selten bewegen kann. So kommt es, dass am morgen vor dem Hotel sich eine kleine Ansammlung von Ausländern zusammenfindet (mit ein paar Chinesen) und auf das Geschoss wartet. Jetzt im Sommer ist das kein Problem, denn es gibt meistens etwas zu sehen auf den Strassen, da in China ab 05.00h das Leben auf den Strasse tobt. Auch die Temperaturen sind okay. Im Winter mit minus 20 Grad und eisigem Wand sieht es dann etwas anders aus.
In der Regel kommt der Bus pünktlich und ist dann innerhalb von 40 Minuten im Werk, wenn es Richtung Osten geht. Richtung Westen dauert es ca. 50 Minuten. Im Sommer sind wir Ausländer jeweils sehr froh, wenn der Bus bereits gekühlt kommt, jedoch gewisse Chauffeure ziehen es vor, uns schwitzen zu lassen, bis er sich mal erbarmt, und das angenehme kühle Gebläse dann doch einschaltet. Ebenfalls gab es eine Phase, wo der Bus immer zu spät oder gar nie kam. Und wenn zu spät, dann waren wir zirka 08.30h bis 09.00h im Büro, was nicht gerade angenehm für die nachfolgenden Termine ist. So habe ich mich dann ein paar mal beschwert (denn sonst schien das niemand zu tun), und dann haben sie die Abfahrtszeit geändert. Das lustige ist einfach, dass niemand informiert wurde. Der Fahrer hat das mehr oder weniger im Bus am Abend kommuniziert, dass ab nächstem morgen der Bus 20 Minuten früher fährt. Wenn Chinesen im Bus waren, wurde übersetzt, sonst, na ja, dann hat man das irgendwie in Erfahrung bringen müssen. Die Kommunikationspolitik ist manchmal sehr interessant.
Lustig war dann auch, dass ein paar Tage später die Abfahrtszeit wieder 10 Minuten verschoben wurde und fast niemand wusste das, so dass dann gewisse Leute 20 Minuten da rumstanden, wie bestellt und nicht abgeholt. Ebenfalls in die andere Richtung gen Westen, gibt es immer wieder Zeitenänderungen, und man kann froh sein, wenn man das dann erfährt. Im Bus drin, ist es auch immer interessant. Gewisse Fahrer haben das Gefühl, dass wir Ausländer den Radiosender von unserer Stadt besonders mögen. Nun leider ist es nicht der Fall. Erstens da die Chinesen sehr gerne und viel reden, quatscht auch der Radiosender unentwegt und Lieder als Musikeinlage haben Seltenheitswert. Mittlerweile hat der Fahrer das kapiert und lässt es auch sein.
Auch die Sache mit dem Sicherheitsgurt ist ein Thema für sich. Es gibt vereinzelt Unfälle, wie halt in der Schweiz auch. Immer nach diesen Unfällen ist dann das Geschrei gross, dass ab sofort Gurtenpflicht herrscht, und dass der Fahrer Kontrollen macht, und nicht losfährt bevor jeder angegurtet ist. Jedoch habe ich das noch nie gesehen, und die meisten Insassen kümmert das auch wenig. Obwohl es wirklich nötig wäre, denn gewisse Strassen sind gleichzusetzen mit einer Achterbahn, und dann wird jegliche Aktivität obsolet. Mann kann nur sitzen und abwarten, bis man genug und fertig durchgeschüttelt wurde.
Ebenfalls ein lustiges Thema ist das Beschriften der Busse, dass auch wir Ausländer wissen, welcher Bus wohin fährt. Da in allen Werken zusammen zirka 200 Busse täglich fahren, ist diese Orientierung wichtig. Jedoch haben sie es bis heute nicht geschafft, die Busse logisch zu beschriften. Die Busse haben Nummern und in einer Liste in unserem Intranet kann man nachschauen welche Nummer zu welcher Destination gehört. Jedoch wenn zum Beispiel die Busse spontan ändern (kommt häufig vor) und dann die Nummern fehlen, ist auch sonst keine Info am Bus ersichtlich, wohin der nun fährt. Der Fahrer kann natürlich kein Englisch und mit Chinesisch ist es immer ein bisschen schwierig. Dann gilt nur in den Bus rein und sich durchfragen bei den chinesischen Kollegen. Auch innerhalb der Werke gibt es Rundkurse und zwischen den Werken auch, jedoch auch diese Busse haben weder Nummern noch andere Ortsbeschriftungen. Da ist es wirklich immer lustig und beruhigend, wenn man dann erfahren hat, dass man im richtigen Bus sitzt.
In diesem Sinne allseits gute Fahrt, bis zum nächsten Mal
Euer China-Experte
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