...aber die Erziehung wird delegiert...
Unsere Nachbarin, mit dessen Enkelsohn unsere kleine Tochter immer draussen spielt, streitet, sich schlägt und dann wieder verträgt hat die Nase voll. So hat sie sich jedenfalls meiner Frau anvertraut, auch natürlich ein bisschen ironisch. Kaum ist der kleine Enkel im Kindergartenalter und sie hätte wieder mal ein bisschen mehr Zeit für sich, schon naht der nächste kleine Racker oder Rackerin. Und somit wieder keine Zeit für sich selber. In diesem Artikel möchte Euch ein bisschen näher bringen, wie die Kindererziehung hier in China so abläuft, vor allem wie ich es sehe hier im Norden. Auch seit die Regierung offiziell die 1-Kind Regel abgeschafft hat, spriesst es an allen Ecken und Enden. Jedoch hatten die meisten Familien hier im Norden immer 2 oder mehr Kinder, da das Leben hier auch härter war und man Unterstützung brauchte, vor allem auf dem Lande.
Aber zurück zu meinem Thema, in meinem Verständnis werden 95% der Tätigkeiten (meistens die unangenehmen) an die ältere Generation wie Grossmütter und Grossväter delegiert. Und natürlich sind es meistens die Grossmütter welche die Hauptaufgaben übernehmen. Es erstaunt mich immer wieder, wie wirklich zum Teil alte und gebrechliche Leute sich um die Kleinen Nervensägen zu kümmern haben. Die Eltern sind meistens zu beschäftigt und oder sitzen zu Hause vor dem Handy, Computer, iPad, Fernseher, oder haben einfach keine Lust sich um diese Pflicht zu kümmern. Auch auf unserem Spielplatz sind es meistens die Grossmütter, Nannies oder auch die Mütter, welche den Kleinen auf die Finger schauen. Väter kommen ab und zu auch runter, jedoch selten. Ich habe allerdings das Gefühl, das in letzter Zeit mehr männliche Gesellschaft in unserem Rund ersichtlich ist. Das kommt vielleicht daher, dass viele kleine Kinder mich Papa nennen, und das wollen sich die chinesischen Erzeuger dann auch nicht gefallen lassen. Auch ist immer lustig mitanzusehen, wie der Unterschied zwischen der Betreuung von Grossmüttern und Vätern ist. Die Väter lassen fast alles durchgehen und trotten meist gelangweilt hinter den Kindern her. Die Grosseltern dagegen kleben immer 1cm hinter dem Kind, immer bereit Speis und Trank zu reichen (das Kind könnte jederzeit verdursten oder verhungern), und wiederholen im Sekundentakt: nicht rennen, Achtung Wasser, nicht rennen, etc....
Die junge Generation ist ganz angetan von Kindern, alle sind sie jöh und herzig und süss und niedlich usw. Vor allem die Ausländerkinder (die blonden mit blauen Augen), ganz besonders die Mischlinge und allgemein was nicht chinesisch ist und weisse Haut hat, hat es ihnen angetan. Jedoch wenn es dann wirklich darauf ankommt, sich um Kinder zu kümmern, was da nach 10 Monaten geschlüpft ist, das geht dann zu weit. Die Eltern beschweren sich dann auch immer, wie hart und anstrengend es ist, sich um Arbeit und Kind zu kümmern. Bei uns im Westen ja etwas ganz normales. Und bei uns sind die Eltern vielleicht am Wochenende bereit zur Hilfe, wenn überhaupt. In China wird nicht gefragt, das Kind wird gleich nach der Geburt an die Grosseltern abgegeben und die haben sich dann darum zu kümmern. Ich frage mich manchmal, wie die das akzeptieren können, sie haben ein Leben lang gearbeitet, in China auch nicht zu knapp mit deren Geschichte, und wenn man sich dann endlich mal zur Ruhe setzen kann, muss man dann noch vielleicht (wieder) 1 oder 2 Kinder gross ziehen. Ablehnen geht nicht, die armen Eltern sind ja so beschäftigt. Das führt dann natürlich dazu, dass man viele kleine Prinzen und Prinzessinnen hat, da Grosseltern ja nicht bekannt sind für deren übermässiger Strenge bei der Erziehung. Und natürlich liegt Selbständigkeit auch nicht an erster Stelle. Es ist auch so, dass die Eltern welche bei der Erziehung nicht anwesend sind, im Hintergrund Befehle ausgeben, wie die Kinder gefälligst zu erziehen sind, da sie ja Bücher lesen und die nötigen Tipps im Internet erhalten. Die Grosseltern haben dies dann gefälligst in die Praxis umzusetzen, wenn das nicht so klappt wie gewünscht, tja dann kann es schon mal krachen, haha.
Das Thema Frühförderung ist auch interessant hier in China. Ab 2 Jahren oder gar noch früher werden die Babies und Kinder in Kurse, Trainings etc. gesteckt. Das fängt mit Frühenglisch, Piano, Geige, Schwimmen, oder sonst etwas an. Ein Schulkind hat nach Schulschluss auch nicht Feierabend, normalerweise gibt es Haufenweise Aufgaben und am Abend geht es nochmals zu Nachhilfestunden in Englisch, Mathematik oder Schönschreiben. Dasselbe am Wochenende, ich sehe viele Kinde mit Ihren Eltern, die am Samstag und Sonntag darauf losstapfen mit Sack und Pack und in irgendwelche Kurse rennen, und meist spät am Nachmittag zurückkommen. Kind sein hier ist kein Zuckerschlecken, auch deshalb weil es früh lernen muss, sich durchzusetzen, der/die Beste zu seine, auch weil Millionen drauf warten es ihm/ihr gleich zu tun.
Etwas Gutes noch zum Schluss, in China ist es Tradition, dass die Mutter, welche Kinder frisch entbunden hat, 30 Tage sich nicht bewegen darf und nur im Bett in der Wohnung liegen bleiben muss. Auch Frischluftzufuhr ist nicht gesund. Die Eltern und eine Nanny kümmern sich um alles, auch um das Neugeborene. So sammelt die Mutter die nötige Kraft und Gesundheit um nach der schweren Zeit wieder die nötige Ruhe und Entspannung zu finden. Natürlich ist das in einem normalen Umfeld sehr schwierig, jedoch gibt es Kliniken welche diesen Service in einer VIP Abteilung zu einem entsprechenden Entgelt anbieten. Jedoch das finde ich wirklich eine sehr gute Sache.
In diesem Sinne, alles für unsere Kinder, gebt Sorge zu einander.
Euer China-Experte
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