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...Freundschaften...

...folgen in China anderen Regeln...

Heute schreibe ich einmal über etwas, was ich besonders durch beobachten festgestellt habe. Wie werden Freundschaften in China gepflegt, wie kommen sie zustande und für mich immer die Frage, 'gibt es wahre Freundschaft in China' wirklich? Wenn ich gewisse Arbeitskollegen zusammen sehe und auch reden höre, habe ich manchmal das Gefühl, dass die Leute immer aufpassen müssen, was und wie sie es sagen. In China spielt die Sprache eine sehr wichtige Rolle, denn die Chinesen sind auch zu Recht sehr stolz auf Ihre Sprache. Das bedingt aber, dass die gewählten Worte mit Bedacht sind. Zum Beispiel in der Schweiz geht man raus in eine Bar, Disco usw. und dann macht man einen drauf. Man kümmert sich nicht gross und redet einfach drauf los und hat Spass. Hier in China habe ich das Gefühl funktioniert das nicht so, sie lachen zwar miteinander jedoch ist das meistens künstlich und über etwas oberflächliches oder auch etwas, was die Leute sowieso kennen und dieses Thema ist auch nicht heikel.

Ebenfalls in der Mittagspause, in der Schweiz sind wir uns es doch gewohnt, mit unseren guten Kollegen zusammenzusitzen und Witze zu reissen. Einen Spruch über den einen oder anderen Kollegen zu reissen oder die Männer schauen den hübschen Frauen nach. In China gibt es nichts dergleichen. Man muss ständig aufpassen, nicht zu ausfallend zu werden, denn man könnte jemand verunglimpfen den jemand kennt, der wichtig ist. Generell habe ich bemerkt, dass die Wahrung des Gesichts immer noch an erster Stelle steht. Ich muss zugeben, ich vermisse das zum Teil, einfach irgendwo sitzen und quatsch zu reden, ein bisschen ironisch und sarkastisch. Die meisten Chinesen haben aus meinem Blickwinkel nicht viel Humor und sind auch meistens nicht sehr unterhaltsam. Sie warten meistens, bis jemand ein Thema aufwirft und dann kann man darüber debattieren und lachen. Jedoch auch nur, wenn das Thema nicht heikel und unbelastet ist. Was natürlich gar nicht geht, sind Gespräche über Politik und Debatten über China allgemein. Das liegt auch daran, dass Chinesen ein bisschen einseitig informiert werden und daher können sie unsere westliche Sichtweise auch nicht so gut verstehen oder akzeptieren.

Schon oft habe ich gehört, dass jede Beziehung (freundschaftlich) einem Zweck folgen soll ode muss. Man hat nicht einfach Freunde der Freunde wegen. Das ist generell Zeitverschwendung. Daher suchen die meisten Leute Freunde aus, von denen sie auch einen Nutzen haben, sei es vor allem für das berufliche oder gesellschaftliche Weiterkommen. In meinen Augen sind Chinesen perfekte Schauspieler, ich kann wirklich nicht sagen, ob ich meine Kollegen wirklich gut kenne, ob diese authentisch sind oder ob sie immer in eine Art Rolle schlüpfen, sobald sie das Haus verlassen. Ich denke für uns Westler kann das sehr unverständlich und vor allem mühsam und anstrengend sein. Auch unsere westliche direkte Art jemanden anzusprechen weil man weiss, dass diejenige Person vielleicht eine Lösung für ein Problem hat, ist in China nicht immer angebracht. Man sollte immer die Leute für die Problemlösung benutzen, welche man kennt, dass man später auch etwas zurückgeben kann. Das ist sowieso sehr speziell hier, immer dieses Spiel 'ich gebe Dir etwas und erwarte dann etwas zurück'. Jedoch wird das nie so offen ausgedrückt, das man einen Gegengefallen erwartet. 

Ich muss jedoch auch sagen, dass vielleicht die jüngere Generation bereits eine Änderung durchläuft. Sie sehen auch wie die westlichen Leute die Freundschaften zelebrieren. Man kann in den Ausgang ohne Mobiltelefon, einfach quatschen und Spass haben. Danach geht man nach Hause ohne dass etwas erledigt werden muss, oder ohne, dass man um einen Gefallen gebeten hat und wurde. Auch wenn man zusammen Essen geht, habe ich das Gefühl, folgt das einer bestimmten Logik. Man lädt jemanden ein um etwas gut zu machen, sich zu bedanken für einen Gefallen usw. Einfach so sich treffen, belanglos zu quatschen, einfach damit man sich trifft, kommt hier wohl eher selten vor. Jedoch wie erwähnt, denke ich, dass die jüngere Generation das beginnt auch ein bisschen zu leben. 

Auch war es für mich am Anfang interessant, wie das kollegiale zwischen Ausländern und Chinesen wohl sein würde. Für mich war es auch speziell am Anfang die richtigen Wege zu gehen, da ich gleichzeitig der Chef und der ausländische Kollege/Freund sein wollte. Ich habe jedoch dann schnell gemerkt, dass das nicht so möglich ist und habe ich mich zuerst auf das berufliche konzentriert. Ebenfalls habe ich festgestellt, dass es einige Zeit braucht, bis sich die chinesischen Kollegen öffnen und einem ein bisschen näher ranlassen. Dafür hat man später deren ungeteiltes Vertrauen und wird dann auch in den engeren Kreis aufgenommen. Man bekommt dann auch Einladungen wie zum Beispiel ein spontanes Essen oder zu einer Hochzeitsparty, worüber ich ja auch schon berichtet habe. Wenn das Vertrauen einmal da ist, ist die Beziehung mit Chinesen in der Regel unkompliziert, vor allem für Ausländer. Man muss sich jedoch auch hier an die örtlichen Gepflogenheiten halten und wissen was man soll und was man nicht sollte. Jedoch verzeihen die Chinesen generell kulturelle Fehlschritte, auch mit der Hoffnung, dass man daraus lernt und es nicht wieder passiert. Gleichzeitig sind die Chinesen sehr an der westlichen Kultur interessiert und es beeindruckt sie sehr, wann man als Westler etwas über die Chinesische Kultur und Geschichte weiss.

 

In diesem Fall, macht es Gut und bis zum nächsten Mal

 

Euer China-Experte

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