...laufen ein bisschen anders ab...
Heute erzähle ich ein bisschen über die Vorstellungsgespräche in China, wie diese so ablaufen. In der Schweiz ist es gang und gäbe, dass sich der Kandidat vorbereitet in welche Firma er/sie geht und sich vorstellt. Auch ist es bei uns ein bisschen ungezwungener, vor allem bekommt man etwas zu trinken angeboten in der Schweiz, was ich in China noch nie erlebt habe. Ebenfalls finde ich, dass man betreffend der Kleiderordnung in der Schweiz ein bisschen mehr Respekt vor dem potentiellen neuen Arbeitgeber zeigt. In China, kam es schon vor, dass jemand in Jeans und T-Shirt aufgetaucht ist und auch sonst ziemlich lässig im Stuhl gesessen ist. Okay, das kann auch in der Schweiz passieren, jedoch betreffend Kleiderordnung finde ich das ein bisschen dürftig.
So, das Vorstellungsgespräch beginnt, normalerweise hat man immer 3-4 Kandidaten, welche man zusammen einlädt. Das wäre in der Schweiz auch undenkbar, jedenfalls habe ich das in den 20 Jahren nie erlebt. Diese Kandidaten warten dann zusammen im Vorzimmer oder sonst wo, und werden gestaffelt hereingelassen. Natürlich sind die Chinesen immer speziell nervös, wenn Sie mich als Ausländer sehen und dann wissen, es kann nur englisch gesprochen werden. Manche trumpfen dann auf und sagen 'Guten Tag', ha ha, ein Pluspunkt bei einem Schweizer Manager in China. Wie gesagt, ein bisschen Smalltalk am Anfang, damit man die Nervosität des Kandidaten ein bisschen lindern könnte, ist nicht angebracht. Es wird einfach begonnen, nach einer sehr kurzen Einführung von dem Vertreter der Personalabteilung. Dann bittet man immer, dass sich der Kandidat schnell vorstellt. Und da muss ich gar nicht mehr hinhören. Alles was ich zu hören bekomme ist, welche Universität besucht wurde, welche Auszeichnungen wurden erhalten, und welche andere Freiwilligentätigkeiten werden oder wurden verrichtet.
Was der Kandidat immer ein paar mal betont, wie lernfähig und fleissig er ist, und wie er doch hart arbeiten kann, hart lernen kann, hart studieren kann. Lauter solche Plattitüden welche halt in der chinesischen Wettkampfgesellschaft wichtig sind.Nach ca. 2-3 Minuten endet dann der Vortrag und dann beginnt die Fragestunde. Wenn man dann meistens ein bisschen tiefer bohrt über den Fachbereich in der Universität, wissen die meisten nicht, was sie studieren oder studiert haben. Die meisten Chinesen wählen die Uni der Uni willen, dass sie einen Abschluss haben. Wer das chinesische Bildungssystem kennt, der weiss, dass die meisten Prüfungen mit Auswendiglernen gemeistert werden. Jedoch wissen was man gelernt hat oder das Gelernte dann in de Praxis anwenden, Fehlanzeige. Darum ist es immer speziell, danach zu fragen, was der Kandidat denn genau in seinem Fachgebiet gelernt hat oder wo er besonders stark ist, und auch wo er spezielle Fähigkeiten hat. Auch wenn man fragt, was denn eigene besondere Charaktereigenschaften sind, hört man immer: Ich kann sehr hart arbeiten, lerne schnell, bla bla.
Ein generelles Bild über die Person an und für sich kriegt man bei solchen Interviews wirklich nicht, die Leute sind meisten wie Roboter, welche immer dasselbe Programm herunterspülen. Auch finde ich spannend, dass wenn man die Leute nach der Firma fragt, wo sie sich bewerben meistens gar nicht kennen. Und auch die Vorbereitung war nicht besonders intensiv. Es spielt sowieso keine Rolle, auch was sie nachher in der Firma machen, ist völlig nebensächlich. Es ist eine grosse berühmte westliche Firma und das zählt, und die Leute wollen nur da arbeiten. Das geben sie manchmal ach offen zu.
Der Verlauf des Interviews hängt natürlich auch von den Fragestellern ab und habe ich mich auch schon gewundert über die Chinesen. Fragen über die Person oder deren Stärken etc. werden selten gestellt. Meistens über deren Verdienste, deren Schwächen, deren Auszeichnungen und so weiter. Ebenfalls speziell finde ich die Frage über die Familie, und was die Eltern arbeiten. Das ist insbesondere wichtig, dass man den Bezug zu der Partei herstellen kann, ob da einer ist oder nicht. Auch nach dem Wohnort und Heimatort ist wichtig, damit man abschätzen kann, ob der Kandidat bald wieder nach Hause geht zu den Eltern oder nicht. Eine Frage, welche in der Schweiz auch verboten ist, ist junge Frauen nach den Plänen für Kinder zu fragen. In China wird da freimütig gefragt und die Frauen geben da auch freizügig Antwort. Kein Problem, in der Schweiz undenkbar.
Auf jeden Fall habe ich selten ein gutes Bild der Kandidaten erhalten und man entscheidet dann auch eher nach Erfahrung und Gefühlt. Interessant ist auch, dass es keine Diskussionen über Ferien, Lohn, sonstige Nebenleistungen gibt. Das gilt es zu akzeptieren so wie es der Arbeitgeber offeriert, ein Verhandeln ähnlich wie in der Schweiz ist undenkbar.
So, ich muss, mich für das nächste Interview vorbereiten
Ein schönes Wochenende, Euer China-Experte
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