..und andere verrückte Thementage
Es ist wirklich verrückt, wie das manchmal hier in China zugeht. Es gibt viele Tage, die die Chinesen einem bestimmten Thema zugeordnet haben. Es geht oft oder immer über ein Thema, welche die anderen internationalen Städte auch feiern, vor allem in Europa. Sei es Valentinstag, Weihnachten, Vatertag, Muttertag usw. Die meisten solcher Tage sind von den USA importiert. Obwohl die USA nicht immer als Vorbild gelten, für den Normalsterblichen in China sind die USA immer noch das Mass aller Dinge. Vor allem, was das gesprochene Englisch betrifft. Viele Chinesen denken und meinen zu wissen, dass das amerikanische Englisch das reine ursprüngliche englisch ist, und es auch wunderbar tönt. Darum reden viele Chinesen, wenn Sie wirklich gut englisch reden können, wie Amerikaner, mit einer Kartoffel im Mund. Es gibt auch Thementage, von denen ich zumindest noch nie gehört habe. Es gibt noch einen Tag für die Lehrer.
Was dem Fass jedoch den Boden rausschlägt ist der jährliche 11.11. Konsumterror. Das ist wohl auch aus dem amerikanischen kopiert, wo der Freitag nach Thanks Giving als 'black Friday' bekannt ist, wo die Konsumenten online und offline alles kaufen, was auch nur im geringsten heruntergesetzt ist. Ich habe gelesen, dieser Trend setzt nun auch in der Schweiz ein, und wahrscheinlich auch in anderen europäischen Städten. Ich finde das Quatsch, somit wird der nutzlose Wegwerfkonsum nur gefördert, und die ohnehin Internetgerätesütichtigen haben noch einen Grund mehr, sich stundenlang vor die Geräte zu sitzen. Jedoch ist das halt der Trend, den man nicht aufhalten kann.
So, wie gesagt, schreibe ich meine Erfahrungen und Beobachtungen über den 11.11. auf. Ist zwar schon über zwei Wochen her, jedoch habe ich heute gedacht, es ist interessant und amüsant zugleich, darüber zu schreiben. Ursprünglich ist der Tag für Singlemänner, weil '1' für die Männer steht. Somit ist dieser Tag für die Singlemänner. Irgendwann kam dann der Konsumrausch, was in China nie lange dauert, weil die Männer nichts gescheiteres mit der Zeit anfangen zu wussten, als Sachen einzukaufen. letztes Jahr habe ich schon gedacht, es ist speziell, jedoch dieses Jahr war es zeitweise wirklich extrem. Im Geschäft gab es Leute, die extra freigenommen haben am 11.11., um den Start um 0.01h nicht zu verpassen. Oder viele kamen einfach zu spät zur Arbeit, da sie bis früh morgens im Internet die sinnlosesten Sachen eingekauft haben. Das lief folgendermassen ab:
Um 0.01h begann es am 11.11. und man konnte diverse Schnäppchen bestellen. Das ging soweit, dass gewisse Sachen wirklich extrem extrem günstig waren. Auch Qualitätsware konnte man aus Südkorea oder Japan bei Jindong oder ähnlichem bestellen, zum Beispiel Taobao, dem grossen Portal von Jack Ma, sozusagen der Bill Gates von China. Es wurde schon die ganze Woche vom 11.11. geredet und welche Artikel man besonders günstig haben konnte. Somit hiess es dann, bis 23.59h warten und dann um 0.00h starten mit kaufen, respektive versuchen zu kaufen. Wer die Anzahl Leute kennt, welche in China wohnt, kann sich vorstellen, das da und dort die Internetverbindung zusammengekracht ist, wenn Millionen von Nutzern auf einmal sich ins Netz wählen. Es kam vor, dass Leute die ganze Nacht bestellt, bestellt und nochmals bestellt hatten. Ich kann mir vorstellen, dass nur ein Bruchteil der Ware, die die Leute bestellt haben, wirklich gebraucht wurde. Es gibt bestimmt auch Wettbewerb unter den (jungen) Leuten, wer am meisten, schnellsten und günstigen eingekauft hat. Ein paar Zahlen hierzu: Nach dem Start um 0.00h ging es 52 Sekunden und 1 Milliarde RMB Umsatz wurde generiert. Nach 7 Minuten waren es 10 Milliarden RMB. Um 15.19h am 11.11. waren es sage und schreibe 91 Milliarden RMB. (1 CHF ist 6.7 RMB). Man kann sich selber ausrechnen, was da für Zahlen generiert wurden.
Ebenfalls imposant ist, was an Nebengeschäften getätigt worden sind. Die ganzen Waren müssen natürlich ausgeliefert werden. In China ist es auch normal, dass private Kurierfirmen diese Sachen ausliefern, fast niemand arbeitet da mit der staatlichen Post zusammen. Auch diese Firmen haben bis zu dreimal mehr Personal eingestellt, um diesem Sturm gerecht zu werden. Natürlich braucht es diese Leute nach dem 11.11. nicht mehr. Das ist wohl ähnlich wie bei Zalando, Amazon zu Weihnachtszeit, wo die Personaldecke auch hochgeschraubt wird, um die Konsumfreuden der Leutchen zu befriedigen. Ich muss zugeben, meine Frau wollte sich auch etwas kaufen, wir haben jedoch dann nicht bis 0.00h warten können und sind vorher eingeschlafen, haha.
China ist extrem in vielen Sachen, auch wenn es um die Feiertage geht. Vor allem die junge Generation frönt den westlichen Feiertagen, wie zum Beispiel jetzt Weihnachten. Heute waren wir auch in einem Shoppingcenter und der Wahnsinn hat voll eingeschlagen. Damit heisst es nun, bis zum 24.12. wird nun gedudelt, die Bäume singen, die Männer tragen komische rote Kutten und die Kinder kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Und die Eltern, tja wir Eltern können tatenlos zusehen und die Limite unserer Kreditkarten hochschrauben... haha
In diesem Sinne, einen geruhsamen Wochenstart morgen in die Vorweihnachtszeit
Euer China-Experte
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