...und kein Ende
Ich kann mich noch gut an die Zeit an der Universität in Shanghai erinnern, wo ich einen chinesischen Vortrag hielt über das Abfall- und Abfalltrennung im speziellen in der Schweiz. Okay, es war kein linguistischer hochstehender Vortrag. Aber dennoch habe ich ganzen zusammenhängenden Sätzen gesprochen. Ich habe meinen Kommilitonen dieses System näher bringen wollen. Vor allem der Gedanke daran, dass man beim Sachen wegwerfen noch nachdenken sollte, ging gewissen Chinesen nicht in den Kopf. Die anderen Ausländer zum Beispiel aus Europa waren nicht sonderlich irritiert oder überrascht, die kennen das ja auch. Besonders lustig war die Reaktion auf unsere Abfalltütengebühr. Ich nenne jetzt nicht den typischen Schweizer Namen dafür - die Sackgebühr, ja ich weiss, gewisse Leute haben da eine gewisse Doppeldeutung, ha ha. Jedoch so wird es bei uns genannt. Auf jeden Fall haben mich die Chinesen ganz entgeistert angeschaut und gefragt. Ihr bezahlt wirklich für den Abfall? Wieso? Das man damit die Menge steuern kann und nach dem Verursacherprinzip abrechnen kann, ging den Leuten nicht in den Kopf. Ebenfalls habe ich ins Detail erklärt, was wir alles trennen, PET Flaschen, Aluminium, Batterien, Glasflaschen, Elektroschrott, Batterien, und alles andere kommt in den normalen Abfall. Da fragten sie mich auch, was ist denn da noch übrig? haha. Schon wieder ein brüllen auf deren Seite. Auch dass wir einen Grünkübel haben, ja schon wieder so ein Schweizer Ausdruck, ist auf Unverständnis gestossen. Da kommen sämtliche Kompostabfälle rein, welche nicht gekocht sind. Auch die werden separat entsorgt. Gewisse Chinesen fragten allen Ernstes, ob wir in der Schweiz einen Uniabschluss benötigen, um das zu verstehen. Wenn ich ein bisschen mehr darüber nachdenke, ist diese Frage gar nicht mal so falsch gestellt.
Wenn man als Schweizer nach China, muss man sich extrem umstellen, was Abfallentsorgung betrifft. Auch mental muss man abschalten. Ich war in der Schweiz immer extrem und habe wirklich alles kleinlich und perfekt getrennt und gesammelt und bin auch brav am Samstag zu den Sammelstellen gefahren. Diesen Ort habe ich mir dann in China vorgestellt, es wäre wohl ein bisschen anders als in der Schweiz. Auf jeden Fall muss ich zugeben, habe ich mich ziemlich schnell umgewöhnt, da der Aufwand in China, Abfall zu sammeln sehr niedrig ist. Er besteht vor allem aus.... Sachen in den Eimer zu schmeissen. Alles kann in denselben Eimer geschmissen werden, wirklich alles. Ob da noch eine ätzende Batterie aus einem Gerät hervorlugt, ist völlig egal. Ab damit in den Eimer, kümmert keinen. Auch Glasflaschen, Aludosen, Karton, Papier alles kann in den Eimer gequetscht werden. Einmal am Abend renne ich dann hinunter zum den Abfalltonnen vor unserem Haus, und meistens haben das dann 1000 andere vor mir auch schon gemacht, und entsprechend sieht der Platz dann aus. Man muss sich diesen Ort nicht gross vorstellen, einfach drei grosse Kübel am Rand eines schmalen Weges. Diese grossen Kübel sind nicht gemacht, um das Abfallvolumen eines Hauses mit 31 Etagen und 4 Wohnungen pro Etage an einem Tag zu vertilgen. Somit liegt das meiste um die Kübel herum, und wenn der Wind geht, na ja, tschüss damit. Und auch wenn es wieder mal sintflutartig regnet, wird es auch lustig. Vor allem im Hochsommer, wenn es wirklich heiss wird, ist die Geruchsnote bei diesem Ort immer gut. Bei diesem Sammelsurium habe ich auch schon gesehen, dass Leute ganze Möbelstücke wie Wohnwand, Schreibtisch mit Stuhl und Bücherregal entsorgt haben. Natürlich nicht auseinandergeschraubt, einfach so wie es mal im Zimmer stand, da hingeworfen quasi. Gut, sehr oft gibt es immer Leute, die solche Sachen dann noch brauchen und mitnehmen. Auch für das Papier gibt es hier ein Business, mit dem kann man Geld verdienen, wenn man es bündelt und dann an entsprechende Orte bringt. Jedoch ist es nicht ganz dasselbe wie bei uns in der Schweiz, wenn man von Altpapiersammlung spricht.
Die Chinesen haben auch ein anderes Verhältnis zur Abfallentsorgung als wir. In den grossen Städten ist es natürlich besser, als auf dem Lande, wo wirklich alles einfach achtlos weggeschmissen wird. Bei uns in der Stadt, findet man alle paar Meter einen Abfalleimer, oder zwei, einen für Recycling und einen für ohne Recycling. Jedoch dass spielt wirklich keine Rolle, die Leute schmeissen einfach rein. Wenigstens schmeissen sie da rein. Dennoch gibt es noch viele Leute, die einfach alles auf die Strasse schmeissen, oder aus dem Auto oder aus dem Fenster usw. Dafür gibt es dann die Reinigungsfachkräfte, die wirklich dauerhaft im Einsatz sind. Über diese Leute habe ich ja auch schon geschrieben, was die so alles leisten. Auch im Geschäft haben wir Abfalltrennung schwarz und weiss. Mehrmals am Tag kommt die Putzfrau und kippt beide Eimer in die selbe grosse Tüte, ha ha, gut ist wer sich Gedanken macht darüber. Auf jeden Fall ist es gut, wenn man darüber mit den Chinesen spricht, vor allem dass man sie ein bisschen für die Abfalltrennng motivieren kann. Und auch, dass man nicht alles achtlos auf die Strasse wirft, ist schon ein Anfang. Alle denken, dass die Schweiz ein Paradies ist, auch so sauber usw. Jedoch war das vor einiger Zeit auch nicht so, es hat lange gedauert, bis wir umgedacht haben. Und mit dieser Abfallgebühr, welche wir haben, konnten wir es steuern. Gewisse Sachen funktionieren nur mit Geld.
Was die Chinesen jedoch uns voraus haben, sind die kostenpflichtigen Plastiktüten in den Supermärkten, die sind schon lange nicht mehr gratis. Und somit bringen die meisten Chinesen wirklich immer ihre eigenen Taschen mit. Und gemessen an den chinesischen Löhnen kostet so ein Raschelsack hierzulande wirklich viel Geld.
In diesem Sinne, sammelt gut und denkt an die Umwelt.
Euer China-Experte
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