
...und die Schaufelmänner kommen
Letzten Donnerstag hat es haufenweise Schnee hingeworfen. Es ist nicht so, dass die Leute in unserer schönen Stadt den Schnee nicht gewohnt sind, sondern wie sie dann mit der Situation umgehen. In der Schweiz gibt es jeweils auch ein Geschrei, wenn einmal der Riesenschnee kommt, und dann läuft bekanntlich nichts mehr, vor allem auf den Strassen. Ähnlich ist es hier in Nordchina, die letzten paar Jahre war es auch so, dass an solchen Tagen der Verkehr total zusammenbrach und es lief absolut nichts mehr auf den schönen Routen hier. Jedoch dieses Jahr habe ich das Gefühl, dass es merklich gebessert hat. Vor allem die Voraussage klappt wirklich hervorragend. Die ganze Woche wurde vom Schnee am Donnerstag berichtet und sogar im Jahreskalender von Outlook stand, dass am Donnerstag der grosse Schnee kommt. Das hat mich wirklich umgehauen, wie kann das so viel im Voraus so exakt bestimmt werden. Es wird in China auch zwischen kleinem, grossem und mittlerem Schneefall (und übrigens auch Regenschauer) unterschieden. Somit waren die Leute nicht sehr überrascht, als es dann losging.
Ich war schon im Büro als es der grossen Schneefall einsetzte, jedoch hatte meine Frau zu kämpfen auf den Strassen. Vor allem am Nachmittag, als sie unseren kleinen Engel wieder von der Schule abholte. Denn die Schneelaster kamen nicht nach, den vielen Schnee auf die Seite zu schieben. Jedoch im Schritttempo und wirklich viel Geduld und Vorsicht hat es dann gut geklappt. Bei uns im grössten Werk fing es dann an, was sich die berühmten Schaufelmänner und Schaufelfrauen nenne. Dann kommen sie in Massen dauergestürmt und beginnen sogleich alle Wege vor dem Eingang unseres Hauptbürogebäudes den ganzen Schnee wegzuschaufeln. Auch wenn es unentwegt schneit, es wird geschaufelt was das Zeug hält. Das ist wirklich eindrücklich, wie die zu Werke gehen. Da stehen vielleicht 10 bis 20 Leute in einer Reihe und mühen sich wirklich ab, die Strasse schneefrei zu halten, was bei konstantem Schneefall nun nicht wirklich einfach ist.
Auf jeden Fall hielt der Schneefall den ganzen Tag an und ich dachte schon, die Heimfahrt wird wieder ein Abenteuer bei solchen Wetterverhältnissen. Am Abend als wir unser Werk verliessen, waren die Schaufelleute immer noch emsig am Werk. Die Temperaturen sind momentan auch wieder gegen minus 10 jeden Tag und in der Nacht geht es gegen minus 18 oder 20. Das heisst dass es auch einiges an Eisbildung gab. Im anderen Werk hatten die Busse schon Verspätung sie fuhren eine halbe Stunde später. Jedoch, das Werk wo ich am Donnerstag war waren die Busse pünktlich. Auch mein Bus war schon da, als ich zum Parkplatz schlitterte. Und auch die Fahrt ging einigermassen schnell und ohne Probleme. Auch weil viele Leute ihr Auto zu Hause liessen und die Strasse sozusagen leergefegt war. Somit waren wir nur 10-15 Minuten später am Ziel als wenn die Verhältnisse normal sind.
Jedoch als wir ausstiegen ergab sich uns ein Bild, was vor allem für die westlichen Ausländer im Bus wirklich interessant war anzuschauen. Wir steigen immer bei einem grossen Hotel aus, welches an der grössten Strasse von unserer Stadt liegt. In einer Abbiegung von einer kleinen Strasse zu dieser grossen Strasse hackten zirka 20-30 Männer auf einer Eisschicht herum, wie Wahnsinnige. Es ist wirklich imposant, das anzuschauen. Wir Ausländer blieben natürlich stehen und haben uns dieses Spektakel eine Zeitlang angesehen. Da stehen diese Personen dicht gedrängt und versuchen das Eis zu zerschlagen. Das sieht man übrigens in der ganzen Stadt, am morgen, am Mittag, am Nachmittag, am Abend immer wenn es so schneit und wenn es eine Eisbildung hat, schwärmen diesen Helfer aus und versuchen, das Eis zu bändigen. Das ist etwas, was ich wirklich eindrücklich finde, zumindest es sowas in der Schweiz nicht gibt oder ich habe es noch nie gesehen. Wenn es bei uns schneit und vor allem, wenn es Eis oder Glatteis hat, dann wird gesalzen was das Zeug hält. Ebenfalls wichtig zu erwähnen ist hier in China, wie bei den Putzkolonnen, dass alle diese Leute wirklich alte Leute sind. Die machen das mit einer Kraft, bei welcher wohl manche junge Leute nach 5 Minuten schlapp machen würden. Die machen das dann den ganzen Tag, und für das braucht man schon Kraft und Ausdauer.
Zum Thema Salz noch ein Satz. Ich habe nie gesehen, dass Salz verwendet wird, hier wird eher mit heissem Wasser und einem chemischen Mittel gearbeitet, wenn der grosse Schnee kommt. Salz gehört in das Essen, haha, nicht auf die Strasse. Jedoch sind die Strassen ziemlich schnell schnee-und eisfrei, jedenfalls was die grossen wichtigen Strassen betrifft. Die kleinern Strassen sind wie kleine Abenteuer, wenn man diese zu befahren hat. Aber auch die grösseren Strasse sind ähnlich wie Seife, auch wenn sie frei von Schnee und Eis zu scheinen sind. Jedoch, was immer herausfordernd ist, zu Fuss auf den Gehsteigen herumzuturnen, wenn es so geschneit hat. Da türmen sich jeweils zentimeterhohe Eistürmchen, um die man herumtanzen muss. Wenn man bedenkt, dass sich alle zweirädrigen Vehikel und normale Fussgänger diese Wege teilen, ist es bei solchen Verhältnissen dann besonders aufregend, sich per Pedes durchzuschlagen. Auch wenn der Schnee und das Eis tagsüber schmelzen, da es in der Nacht wieder sehr kalt wird, gefriert es sofort wieder ein.
So nächste Woche ist wieder Schnee angesagt, und die Temperaturen fallen bis -12 Grad auch tagsüber, somit hat die kälteste Phase nun begonnen, welche bis ca. Ende Januar bitte Februar dauert.
Seid vorsichtig und ich wünsche Euch einen geruhsamen 3. Advent.
Euer China-Experte
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