
...aber nicht zu Hause
Wie letzte Woche angedeutet, der Schnee ist nochmals vom Himmel gefallen am Montag. Und diese Woche wurde es auch bitterkalt, wenn nicht sagen saukalt. An einem Morgen war es minus 21 Grad. Als wir da so an der Bushaltestelle warteten, ist mir das zwar nicht so kalt vorgekommen, jedoch ein Blick auf das Thermometer hat das dann bestätigt. Irgendwie gewöhnt man sich daran, und auch diese Kälte wird irgendwann normal. Nun heute Samstag kletterte das Thermometer wieder einmal seit einer Woche über null Grad. Das fühlte sich dann gleich wie Sommer an, ha ha. Jedoch hat dieses Wetter auch negative Auswirkungen und die Luftqualität lässt zu wünschen übrig. Momentan herrscht ein PM2.5 Wert von 126. Was zum Beispiel lüften oder einen Aufenthalt längere Zeit im Freien nicht gerade zulässt. Nun gut haben wir einen guten Luftreiniger von Oskar (ha ha, ein bisschen Werbung muss sein). Dieser kleine Würfel in unserer Wohnung ist wirklich gut.
Unsere Wohnung ist nicht optimal isoliert jedoch ist die (altmodische) Wandheizung gut genug um die Temperatur über 20 Grad zu halten, vor allem wenn die Temperatur so tief fällt. Es ist aber durchaus sehr angenehm, wenn es nicht zu heiss ist. Denn es ist ja bekannt, dass zu heisse Atmosphäre unweigerlich trockene Luft mit sich bringt. Und darum läuft unser Oskar den ganzen Tag auf Hochtouren, und des Nachts darf er sich ein bisschen ausruhen, der Arme. Hat jedoch auch genug gekostet, so soll er auch arbeiten. Unser Badezimmer ist nicht so ganz warm, wie es für kleine Kinder sein sollte. Vor allem wenn man aus der schön heissen Dusche kommt und dann in den eisig kalten Luftzug, der vom Fenster kommt, hineintritt. Darum gehen wir jeden Samstag nun ins Badezentrum, das heisst meine Frau und unsere Tochter gehen dann dahin duschen und ich warte schön geduldig im Empfangsraum bis die zwei schön- und heissgeduschten Damen wieder hinunterkommen.
Somit packen wir dann die kleine Badewanne, andere Badeutensilien und ab ins warme Nass. Zum Glück ist dieser Badeort nicht zu weit weg von unserer Wohnung, sozusagen 10 Minuten per Auto. Dieser Badeort ist sehr gut frequentiert vor allem ab 16.00h vor dem Abendessen und dann ab 19.00h wieder nach dem Abendessen. Daher steuern wir den Ort immer ca. 14.00h an, dann ist er schön leer. Meine Frau und Tochter duschen zirka eine Stunde und ich kann mich meiner Zeitungslektüre widmen. Jedoch kommt es vor, dass der Empfangsraum voller Leute ist, wie zum Beispiel letzte Woche. Dann kann es unter Umständen manchmal ein bisschen ungemütlich werden. Heute waren wir um 15.00h schon da, und es war kein Betrieb. Schön. Letzte Woche allerdings, tja da war es anders. Erstens ist der Empfangsraum in fast keinem Licht getaucht, will heissen quasi eine Dunkelkammer. Und auch die Temperatur ist etwa bei gefühlten 40 Grad. Das muss so sein, denn die Leute kommen aus dem heissen Bad, sonst wäre das Risiko für eine Erkältung umso grösser.
Es ist zu vergleichen mit einem türkischen Bad, wir hatten das auch bei uns zu Hause, nennt sich glaub ich Hamam Bad. In China ist es wirklich lustig, in diesem Bad kann man wohnen. Es hat auch sieben Tage 24 Stunden geöffnet und ist nie geschlossen, auch über die grossen Feiertage nicht. Wenn man da zum ersten mal als Ausländer reinkommt, ist ein bisschen befremdend. Die Leute liegen wie Walrosse im Wasser oder auf einer Liege und lassen sich durchkneten. Es laufen Fernseher in Ueberlautstärke, die Leute sind laut, das Wasser ist heiss, die Leute rauchen auch da drin. Man kann sich vorstellen, wie die Luft ist. Jedoch muss ich sagen, dass es wirklich gemütlich ist. Ich war auch schon oft in Luxusbädern, die dann wirklich aussehen wie in diesen Filmen, wo die grossen luxuriösen römischen Bäder gezeigt werden. Es ist auch üblich, dass die Männer zusammen in so ein Bad gehen nach einem üppigen Abendessen, vor allem am Wochenende. In den oberen Stockwerken hat es bei unserem Bad auch noch eine Massagesalon, um das Angebot abzurunden. Manche Leute kommen auch sehr spät in das Badezentrum, baden, geniessen und schlafen dann auf den Liegen und gehen erst am Morgen danach nach Hause. Ist auch eine Möglichkeit, die Nacht zu verbringen, oder sich vor jemandem zu Hause zu verstecken...
Ich musste schon auf die Toilette ohne in das Bad oder die Massage zu wollen, und dann habe ich schöne Badelatschen gekriegt. Und das WC war ganz hinten im Baderaum, und das Wasser in der Toilette war leider Knöchelhoch, somit waren dann die Füsse und Waden gebadet, ha ha. Im Empfangsraum ist es auch lustig manchmal. Nach dem Bad kommen die Leute raus, und dann wird lauthals diskutiert, vor allem natürlich die Männer. Manche kommen auch halb nackt raus und ziehen sich dann dort noch fertig an. Die meisten jedoch zünden sich gleich eine Zigarette an und paffen, was das Zeug hält. Ebenfalls interessant ist der Parkplatzwächter, der ist wirklich der Chef auf Platz. Der Parkplatz ist klein, und die Autos kommen und gehen. Jedoch hat es öfters mehr Autos als Parkplätze doch der Wächter hat es wirklich im Griff und lotst jeden und jede zum richtigen Platz, damit alle nachher den Freuden des Bades fröhnen können.
Auf jeden Fall ist das eine richtige chinesische Erfahrung, wo wohl mancher Schweizer sich nicht wohl fühlen würde. Denn es kommt oft vor, dass sich grosse schwitzende Körper treffen und auch was anderes Hygieneverhalten betrifft, ist es nicht gerade ähnlich wie in der Schweiz. Aber die ganze Badeanstalt ist wirklich sauber, das muss ich eingestehen.
Für unsere Tochter ist es ideal da zu duschen und auch ihres immer länger werdendes Haar zu waschen. Und natürlich ist sie immer der Star, wenn sie da auftaucht. Das wird jetzt noch bis April/Mai so gehen, wenn der Frühling dann wieder zurückkommt.
In diesem Sinne, haltet Euch sauber und frisch in der kalten Jahreszeit.
Euer China-Experte
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