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Eine Verkehrssünde...

...bleibt ungesühnt

Ich muss sagen, wie das Bussensystem und auch das Punktesystem hier funktioniert ist amüsant. In der Schweiz läuft es ziemlich einfach. Du machst einen Fehler, fährst zu schnell, betrunken etc. Du erhälst ein Bussgeldbescheid oder wirst vorgeladen wegen einem Strafverfahren, wenn das Vergehen nicht so milde ist. Meistens sind es kleine Bussen die man mittels Einzahlungsschein begleichen kann, und dann ist die Geschichte beendet. Man kennt kein verstecktes Bussensystem oder ein Punktesystem bei dem man extrem aufpassen muss, wieviel man bis Ende Jahr noch übrig hat. Nun hier in China läuft es ein bisschen anders, wie erwartet.

Ich habe es ja in einem früheren Blog schon einmal erwähnt, dass vor allem in den Grossstädten wie Shanghai die Schraube angezogen wird und die Bussen konsequenter verteilt werden. Und die Verkehrsteilnehmer halten sich wirklich daran und üben wahre Sorgfalt, so dass auf den Strasse wahre Schweizer Verhältnisse herrschen, fast ein bisschen langweilig. Nun mir ist aufgefallen (Tja, nicht nur mir), das auch in unserer schönen Stadt die Verkehrsregeln nicht mehr nur Statisten sind, sondern wirklich zu beachten sind. Das zeigt sich auch auf der Strasse wo die Rowdys weniger werden und die Fahrer der Karossen sich wirklich mehr bemühen, regelkonform und gesittet herumzukurven.  Es wird auch alles geahndet und zwar konsequent. Wechseln der Spur vor der Ampel bei durchgezogener Linie - geht nicht mehr. Ohne Blinker Spur zu wechseln - geht nicht mehr.
Rückwärts fahren auf der Autobahn weil man die Ausfahrt verpasst hat, sehr schlimmes Vergehen. Irgendwann kommt es soweit, dass man sogar vor dem Fussgängerstreifen hält und die Leute zuerst über die Strasse lässt, das wäre wirklich das Grösste. Nun in Shanghai passiert dies bereits.

Nun wie funktioniert das Bussensystem in China. Erstens ist es eine Holschuld, die Polizei bestraft einem, jedoch muss man selber aktiv werden um herauszufinden ob jetzt eine Busse erstellt wurde oder nicht. Für normale Vergehen gibt es entsprechende Bussen, die man dann bezahlen muss. Jedoch ist dies auch nicht so einfach. Man muss zu einer Station fahren, die so ähnlich ist wie eine Polizeitstation, da kann man den gegenwärtigen Sünderstatus in der Maschine überprüfen. Dabei kann natürlich einiges Unerfreuliches herauskommen. Wenn man Einträge hat, dann lässt einem die freundliche Polizistin einen Bescheid raus. Mit diesem stolziert man dann zu einer bestimmten Bank (nur eine Bank macht diese Zahlung momentan in unserer Stadt) und dann hat man wieder eine weisse Weste. Eine etwaige Onlinelösung ist noch nicht in Sicht, wie in Shanghai wo man per WeChat bezahlen kann. Nun gibt es natürlich Leute, vor allem ältere, die dann verwirrt vor dieser Apparatur stehen und nicht so ganz begreifen, wie wie mit ihnen geschieht. Wir waren auch da letzte Woche, meine Weste war weiss, jedoch die von meiner Frau, fast.... Na ja, zu dieser Geschichte später mehr. 
Übrigens die meisten Leute lassen dieses Bussenregister ausdrucken wenn der Wagen zur Inspektion muss. Ohne bezahlte Bussen kann man den Wagen nicht zur Inspektion anmelden, auch ein gutes System um die weisse Weste zu erzwingen.

Nun gibt es noch die Vergehen die nicht so leicht sind, und für das gibt es Punktabzüge. Man startet am 1. Januar mit 12 Punkten und sollte am 31. Dezember mindestens noch einen übrig haben, sonst wird es kritisch. Wenn alle aufgebraucht sind, besucht man Besserungskurse usw., bezahlt natürlich Geld und hofft auf gute Beziehungen mit der Verkehrsabteilung. Dieser Katalog ist auch ziemlich verschärft worden, so dass es nun einfach ist Punktabzüge zu kriegen. Gut, meine Frau wollte das ausprobieren, ob es wirklich funktioniert, und siehe da, es funktioniert. Sie hat gewendet, wo man nicht wenden darf, und Zack, ein Polizist springt aus dem Gebüsch mit meinem Punkteabziehenden Lächeln. Erstens gab es eine Busse und dann noch Punktabzug. Die Sache ist nur, als wir das alles im System geprüft hatten, war nichts vermerkt. Der liebe Polizist hat vergessen, das Vergehen innerhalb 24 Stunden im Computer zu registrieren, somit ist dieses schlimme Vergehen nie für die Nachwelt aufgezeichnet worden. Was für eine Schande. Meine Frau besuchte drei Polizeistationen um wirklich sicher zu sein, dass es nicht im System ist und dass keine Punkte abgezogen werden. Nun jetzt wissen wir immerhin, dass es immerhin noch Menschen braucht, um dieses Punktesystem zu unterstützen. Glück für meine Frau, Pech für Staat China.

So in diesem Sinne, wünsche ich Euch allseits gute Fahrt und passt auf, hier jedem Gebüsch kann.....

 

Euer China-Experte

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